Online – all the time?

Was, wenn du dein Handy nicht mehr weglegen kannst?

Im Messenger über die letzte Vorlesung reden, die Note der letzten Klausur online einsehen oder digital an Vorlesungen teilnehmen: Digitale Medien sind auch im Studienalltag nicht mehr wegzudenken. Die Digitalisierung kann den Alltag enorm vereinfachen, birgt jedoch auch gewisse Risiken. Die permanente Verfügbarkeit von Online-Angeboten kann zu einer sogenannten »Internetnutzungsstörung« führen. Dabei handelt es sich um ein online durchgeführtes Problemverhalten, das zum Beispiel bei Glücks- und Computerspielen, der Nutzung sozialer Netzwerke oder Pornografie sowie Online-Shopping auftreten kann.1 Hier erfährst du, woran du eine solche Internetnutzungsstörung erkennen kannst und was du tun kannst, wenn es dir immer wieder sehr schwerfällt, das Handy aus der Hand zu legen.

Warum sind wir anfällig für eine übermäßige Nutzung von Online-Angeboten?

Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie begegnen uns beinahe überall. Wir organisieren unseren Alltag mit dem Smartphone, halten Kontakt zu Freund/innen und Familie und haben unser Smartphone eigentlich immer und überall dabei. Digitale Angebote haben häufig keinen Anfang und kein Ende, denn die Anbietenden möchten ihre Nutzer/innen so lange wie möglich auf der Plattform halten. Mobile Games locken mit immer neuen Leveln und Social-Media-Feeds bestehen aus einem nie endenden Strom an neuen Inhalten. Die Auswahl beim Online-Shopping ist beinahe unbegrenzt und clevere Algorithmen schlagen uns ununterbrochen neue interessante Inhalte vor. Dazu kommen Push-Benachrichtigungen, die unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Smartphone lenken, sollte man es doch mal aus der Hand gelegt haben. So bleiben wir häufig länger am Smartphone hängen und verbringen viel mehr Zeit in der digitalen Welt als wir ursprünglich wollten.2

Wie erkenne ich eine problematische Nutzung oder Sucht?

Nicht jede/r die/der viel Zeit online verbringt, ist automatisch süchtig. Expert/innen sprechen von einer Sucht, wenn Betroffene die Kontrolle über ihr Konsumverhalten verlieren und trotz negativer Auswirkungen nicht oder nur sehr schwer damit aufhören können.3 Häufig nutzen Betroffene ihren Internetkonsum, um Problemen oder negativen Gefühlen aus dem Weg zu gehen.4 Wie Sucht entsteht und welche Folgen sie haben kann, erfährst du im Beitrag »Sucht verstehen«. Die folgenden Anzeichen können auf eine Internetnutzungsstörung hindeuten:

Kontrollverlust bei der Nutzungshäufigkeit und -dauer
Betroffene verbringen einen großen Teil ihrer Zeit online und es fällt ihnen schwer, Häufigkeit und Dauer zu kontrollieren. Versuche, den Konsum zu stoppen oder zu reduzieren/kontrollieren, scheitern.5

Toleranzentwicklung
Betroffene müssen immer mehr Zeit im Internet verbringen, um sich zufrieden zu fühlen. Der Konsum steigt in der Folge weiter an.6

Vernachlässigung anderer Lebensbereiche
Betroffene vernachlässigen ihre Hobbys, Verpflichtungen (z. B. Job/Uni), Interessen und sozialen Kontakte außerhalb der virtuellen Welt zugunsten ihrer Online-Aktivitäten. Trotz negativer Auswirkungen gelingt es nicht, den Konsum zu reduzieren oder zu stoppen.7

Entzugserscheinungen
Können Betroffene ihren Online-Aktivitäten nicht nachgehen, leiden sie unter Entzugssymptomen wie Unruhe und Reizbarkeit.8

Was können die Folgen einer Internetnutzungsstörung sein?

Die Folgen einer Internetnutzungsstörung ähneln denen anderer Suchterkrankungen. Insbesondere gehören dazu Verhaltensweisen, die den Lebensalltag Betroffener deutlich beeinträchtigen. Dazu können zum Beispiel folgende Auswirkungen gehören:

  • Psychische Auswirkungen, wie Depressionen oder depressive Verstimmungen, Angst- und Schlafstörungen oder Aufmerksamkeitsprobleme9
  • Soziale Folgen, wie Isolation, Konflikte, finanzielle Probleme und Leistungsabfall10
  • Körperliche Auswirkungen, wie Bewegungsmangel11
     

Und jetzt?

Präventiv ist es ratsam, deine Mediennutzung hin und wieder zu hinterfragen und achtsam mit deinem Verhalten umzugehen. Ein erster Schritt kann sein, deine Bildschirmzeit zu reflektieren. In den Einstellungen deines Smartphones oder Computers kannst du deine tägliche Nutzungszeit einsehen und dir ein Bewusstsein für deine Gewohnheiten verschaffen. Viele Apps bieten die Möglichkeit, die Nutzungsdauer zu beschränken, wenn du diese reduzieren möchtest. Eine weitere Möglichkeit ist, dir im Alltag bewusst onlinefreie Zeiten einzuplanen oder hin und wieder Digital Detox zu probieren. Setze dir realistische Ziele, um deine Nutzung zu begrenzen und plane bewusst Pausen ein, in denen du dich mit anderen Dingen beschäftigst.12

Wenn du Anzeichen einer Internetnutzungsstörung an dir bemerkst oder Schwierigkeiten hast, deine Bildschirmzeit selbstbestimmt zu reduzieren, gibt es viele hilfreiche Beratungsangebote, die dich unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel die psychologische Beratungsstelle deiner Hochschule oder die Erste Hilfe für Internetsucht. Weitere Beratungsangebote findest du auch unter: www.onlinesucht.de/beratungsstellen/. Du schaffst das!

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Quellen:

1Vgl. Prof. Dr. Katajun Lindenberg & Dr. Anke Rebecca Sonnenschein (2024): "Verhaltenssüchte als neue ICD-11-Diagnosen". In: Die Psychotherapie | Ausgabe 3/2024 unter: www.springermedizin.de/sucht/sucht/verhaltenssuechte-als-neue-icd-11-diagnosen/26808516 [Stand 23.01.2025]
2Vgl. BARMER Internetredaktion: Handysucht: "Welche Anzeichen es gibt, was Sie tun können" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/handysucht-1058200 [Stand 23.01.2025]
3Vgl. Neurologen und Psychiater im Netz: "Ursachen einer Suchterkrankung" unter: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/suchterkrankung-stoffgebunden/ursachen/ [23.01.2025]
4Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
5Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
6Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
7Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
8Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
9Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
10Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
11Vgl. onlinesucht.de: "Onlinesucht – eine Zivilisationskrankheit der Gegenwart?" unter: www.onlinesucht.de [Stand 23.01.2025]
12Vgl. BARMER Internetredaktion: Handysucht: "Welche Anzeichen es gibt, was Sie tun können" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/handysucht-1058200 [Stand 23.01.2025]

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