Frau läuft traurig eine Treppe runter
 

Sucht verstehen

Dass Drogenkonsum süchtig machen kann, wissen die meisten Menschen. Niemand plant die Sucht und trotzdem passiert es einigen. Es muss auch nicht gleich Heroin sein: Neben »Klassikern« wie Alkohol, Nikotin sowie anderen Substanzen können auch nicht-stoffgebundene Verhaltensweisen zum Beispiel der Konsum von Pornos, Social Media oder Shoppen, Gaming, Sex oder sogar Sport abhängig machen. Der Übergang kann so schleichend vonstattengehen, dass nicht einmal die Betroffenen es selbst bemerken. Ist aus dem Genuss ein intensives Verlangen oder Zwang geworden, können zudem soziale, gesundheitliche, psychische und finanzielle Folgen sowie Stigmatisierung in der Gesellschaft dazu kommen. Wissen über Sucht, ihre Anzeichen und Hintergründe können dich davor schützen, selbst Betroffene/r zu werden und helfen dir bei einem verantwortungsvollen Umgang mit dir selbst.

Was ist Sucht eigentlich?

Beim Wort Sucht denken die meisten Menschen zunächst an die sogenannte stoffgebundene Sucht, also das zwanghafte Verlangen nach der Einnahme bestimmter Mittel und Substanzen wie Alkohol, Nikotin, illegale Drogen oder Medikamente. Aber auch Verhaltensweisen können laut Fachexpert/innen zur Sucht werden, wenn sie außer Kontrolle geraten. Ein bekanntes Beispiel für diese nicht-stoffgebundenen Süchte ist die Glückspielsucht.1 Als abhängig werden Personen bezeichnet, die die Kontrolle über ihr Konsumverhalten oder eine andere Verhaltensweise verlieren und trotz negativer Auswirkungen nicht oder nur sehr schwer damit aufhören können. Außerdem treten psychische und/oder körperliche Entzugserscheinungen auf und Betroffene vernachlässigen häufig wichtige Aktivitäten.2 

Aber wie kommt es eigentlich dazu, dass aus dem gemütlichen Feierabendbier eine Alkoholsucht wird? Oder aus ein bisschen Gras zum Runterkommen ein so intensives Verlangen entsteht, dass es nicht mehr ohne zu gehen scheint? Oder du nicht mehr aufhören kannst, durch Social-Media-Apps zu scrollen?

Wie entsteht eine Sucht?

Die Wissenschaft geht davon aus, dass bei der Entstehung einer Suchterkrankung unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen – unter anderem das soziale Umfeld, genetische Veranlagungen, bestimmte Lebenserfahrungen oder psychische Erkrankungen. Insgesamt ist von einem komplexen Zusammenspiel auszugehen und Suchterkrankungen sowie ihre Ursachen können individuell sehr unterschiedlich sein. Vereinfacht dargestellt möchten Betroffene in der Regel einen bestimmten Zustand herstellen, zum Beispiel Entspannung durch Alkohol, Leistungssteigerung durch Medikamente, ein Glücksgefühl beim Online-Shoppen. Bei bestimmten Substanzen tritt durch den Konsum eine körperliche Abhängigkeit auf. Darüber hinaus werden beim Konsumieren (oder der Ausführung eines bestimmten Verhaltens bei den nicht-stoffgebundenen Süchten) verschiedene Botenstoffe – wie Dopamin – im Gehirn aktiviert. Durch diese Aktivierung des Belohnungssystems entstehen positive Gefühle, die das Gehirn mit dem Konsum oder einem bestimmten Verhalten verknüpft. Soll dieser Zustand nun immer wieder oder dauerhaft hergestellt werden, liegt eine Abhängigkeit vor. So wird bei einer Suchterkrankung der Konsum (oder das Verhalten) gesteigert und eine Reduktion des Konsums gelingt nicht oder nur schwer.3 

Wie schütze ich mich vor einer Sucht?

Am Beginn einer Sucht steht häufig ein Versprechen: Entspannung, die Unterdrückung negativer Gefühle, eine Leistungssteigerung, ein gesteigertes Selbstwertgefühl oder ein anhaltendes Glücksgefühl. Nichts davon kann durch den Konsum bestimmter Substanzen oder die Wiederholung bestimmter Verhaltensweisen dauerhaft erreicht werden. Stattdessen kann eine Suchterkrankung schwerwiegende negative Auswirkungen auf all diese Bereiche negativ haben und das Wohlbefinden sowie die Lebenserwartung senken.

Musst du deshalb abstinent leben und alles vermeiden, was irgendwie abhängig machen kann? Bei vielen Substanzen würdest du deiner Gesundheit mit einem kompletten Verzicht sicherlich einen Gefallen tun. In jedem Fall solltest du dich aber über Risiken informieren und beim Konsum verantwortungsbewusst vorgehen. Der Übergang in die Sucht kann so schleichend geschehen, dass Betroffene ihn selbst kaum bemerken. Um dich vor einer Erkrankung zu schützen, solltest du deshalb immer aufmerksam sein und prüfen, ob du deinen Konsum unter Kontrolle hast oder der Konsum dich. Hinterfrage die Gründe für eine bestimmte Verhaltensweise und achte auf wiederkehrende Muster.

Je länger eine Suchterkrankung anhält, desto schwieriger ist es, sie zu überwinden. Je früher Betroffene Hilfsangebote wahrnehmen, desto besser. Solltest du bemerken, dass etwas aus dem Ruder läuft, können Hausärzt/innen oder Beratungsstellen gute erste Ansprechpartner/innen sein. Viele Städte bieten kostenfreie und anonyme Unterstützungsangebote für Suchterkrankte. Auch Selbsthilfegruppen können eine gute Möglichkeit sein, um sich Unterstützung zu suchen. Eine Sucht ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Krankheit, die mit angemessener Unterstützung behandelt und geheilt werden kann. Hilfe in Anspruch zu nehmen kann schwierig und schambehaftet sein, ist aber das Mutigste, was du tun kannst, um gut für dich selbst zu sorgen.

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Quellen:

1Vgl. Stiftung Gesundheitswissen (2020): "Wie entsteht eine Sucht?" unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/psyche-wohlbefinden/wie-entsteht-eine-sucht [08.03.2024]
2Vgl. Neurologen und Psychiater im Netz: "Ursachen einer Suchterkrankung" unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/suchterkrankung-stoffgebunden/ursachen/ [08.03.2024]
3Vgl. Neurologen und Psychiater im Netz: "Ursachen einer Suchterkrankung" unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/suchterkrankung-stoffgebunden/ursachen/ [08.03.2024]

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