Ein junger Mann und eine junge Frau trösten einen traurigen Mann
 

Umgang mit Misserfolgen

4 Tipps für Studium und Leben

Im Studium sind Misserfolge, wie nicht bestandene Prüfungen oder negative Bewertungen der eigenen Leistung, kaum vermeidbar. Sie können einen trotzdem ganz schön aus der Bahn werfen, Zweifel hervorrufen und die eigene Motivation mindern. Doch wie kannst du mit solchen Herausforderungen umgehen, ohne dabei deinen Antrieb und dein Selbstvertrauen zu verlieren? In diesem Beitrag erfährst du, warum es wichtig ist, negativen Gefühlen Raum zu geben. Außerdem zeige ich dir, wie du durch Selbstmitgefühl und kognitive Umstrukturierung auf konstruktive Gedanken kommst und deinen Selbstwert von deiner Leistung entkoppelst, um (im Studium) resilienter zu werden.

TIPP 1: Gefühlen Raum geben – aber nicht darin verharren

Es ist ganz normal, nach einem Misserfolg enttäuscht oder traurig zu sein. Vielleicht fühlst du dich entmutigt oder zweifelst an deinen Fähigkeiten. Diese Gefühle anzunehmen, ist ein wichtiger erster Schritt, denn sie weisen dich darauf hin, was dir wichtig ist und geben dir die Möglichkeit, deine Reaktionen bewusst zu steuern. Der Schlüssel liegt darin, diesen Gefühlen Raum zu geben, ohne sich in ihnen zu verlieren. Psychologisch betrachtet kann ein zu langes Verweilen in negativen Gefühlen, wie z. B. Trauer, uns lähmen. Dadurch ausgelöste Versagensängste können zu Vermeidung führen, die dich daran hindert, nächste konstruktive Schritte zu unternehmen.

Ein gutes Beispiel ist eine nicht bestandene Prüfung. Es ist völlig okay, traurig oder enttäuscht zu sein. Das zeigt, dass du dein Bestes geben wolltest. Wichtig ist jedoch, dass du nach einer Zeit des Trauerns wieder handlungsfähig wirst und neue Perspektiven entwickelst, indem du dich beispielsweise mit Mitstudierenden austauschst, dich einer Lerngruppe anschließt oder deine Fachschaft um Tipps für die Prüfungsvorbereitung bittest.

TIPP 2: Selbstmitgefühl statt Selbstkritik

Gerade im Umgang mit Misserfolgen, neigen wir Menschen dazu, uns selbst stark zu kritisieren. Diese/r innere/ Kritiker/in kann jedoch das Selbstwertgefühl langfristig untergraben. Stattdessen ist Selbstmitgefühl eine nachhaltigere Strategie im Umgang mit Rückschlägen. Sich selbst zu trösten und verständnisvoll mit den eigenen Schwächen umzugehen, stärkt nicht nur die Resilienz, sondern hilft dir auch, in Krisen kraftvoller weiterzumachen. Denke immer daran, dass Misserfolge ein normaler Teil des Lernprozesses sind und dass kein Mensch perfekt ist. Sie können uns wichtige Lektionen darüber lehren, wie wir uns verbessern können und sie stärken unsere Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen. Dies bedeutet nicht, sich mit weniger zufriedenzugeben, sondern einen realistischen, freundlichen Blick auf sich selbst zu entwickeln.

Du kannst dir dabei vorstellen, mit dir selbst wie mit deiner besten Freundin oder deinem besten Freund umzugehen. Statt dich selbst abzuwerten, könntest du Worte von Mitgefühl und Wärme an dich richten, wie z. B. »Ich habe mein Bestes gegeben.« und überlegen, was du jetzt im Sinne der Selbstfürsorge brauchst, um dich besser zu fühlen. Das kann zum Beispiel ein Gespräch mit einer vertrauten Person sein, ein langer Spaziergang oder du powerst dich beim Sport so richtig aus.

TIPP 3: Konstruktives Denken und kognitive Umstrukturierung

In stressigen Situationen, insbesondere nach einem Misserfolg, kann unser Denken in negative Muster verfallen. Gedanken wie »Ich schaffe das nie!« oder »Ich bin einfach nicht gut genug …« führen häufig zu einer verzerrten Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und der Realität. Hier kommt die kognitive Umstrukturierung ins Spiel – eine Technik aus der Psychologie, die dir dabei hilft, unproduktive Gedankenmuster durch konstruktive zu ersetzen.

Ein hilfreiches Denken in dieser Situation könnte beispielsweise so aussehen: Statt zu sagen »Ich habe versagt!«, könntest du denken »Ich vertraue meinen Fähigkeiten und werde um Hilfe bitten, damit ich das nächste Mal besser vorbereitet bin«. Indem du lernst, negative Gedanken umzuwandeln, schaffst du Raum für neue Möglichkeiten und entwickelst ein resilientes Mindset.

TIPP 4: Selbstwert unabhängig von Leistung

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass unser Selbstwert nicht von unserer Leistung abhängen sollte. Das Bedürfnis, immer erfolgreich zu sein, ist oft mit der Annahme verbunden, dass dein Wert als Mensch nur über Erfolge definiert wird. Das ist jedoch ein Trugschluss: Du bist wertvoll, unabhängig davon, wie gut oder schlecht du in einer Prüfung abschneidest.

Es kann hilfreich sein, sich auf andere Aspekte deiner Persönlichkeit zu besinnen, die dir wichtig sind: deine Freundlichkeit, dein Engagement oder deine Fähigkeit, für andere da zu sein. Diese Eigenschaften machen dich als Mensch aus – und sie bleiben bestehen, selbst wenn eine Prüfung nicht so gelaufen ist, wie du es dir erhofft hast. Außerdem kannst du andere Selbstwertquellen ansteuern, um dich daran zu erinnern, dass dich viel mehr ausmacht als deine Leistung. Das können beispielsweise soziale Kontakte oder deine Hobbys sein. In diesem Beitrag findest du weitere Hinweise, um deinen Selbstwert zu fördern.

Fazit

Misserfolge im Studium sind unvermeidbar und gehören zum Lernprozess dazu. Es ist okay, nach Rückschlägen enttäuscht oder traurig zu sein – wichtig ist, diesen Gefühlen Raum zu geben, ohne sich von ihnen lähmen zu lassen. Mit Selbstmitgefühl, einer konstruktiven Denkweise und der Fähigkeit, deinen Selbstwert unabhängig von deinen Leistungen zu betrachten, wirst du solche Situationen besser bewältigen und gestärkt daraus hervorgehen. Letztlich sind es nicht die Erfolge, sondern oft die Misserfolge, aus denen wir am meisten lernen und die uns auf unserem Weg weiterbringen.

@sanaa.therapist
Sanaa Laabich

Dipl. Psych. Sanaa Laabich hat Psychologie in Greifswald und an der UC Berkeley in den USA studiert und ist als Psychologische Psychotherapeutin in einem Akutkrankenhaus im Bereich der Psychoonkologie tätig.

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