
Ein Studium aufzunehmen, ist ein mutiger Schritt, mit dem ein neuer Lebensabschnitt voller Chancen, aber auch Herausforderungen beginnt. Als »First Generation Student« haben deine Eltern keine Hochschulbildung erfahren – du bist also Pionier/in. Dein Weg ist zukunftsweisend und es ist nicht immer einfach, als Erste/r in der Familie etwas zu wagen, das für alle unbekannt ist. Was aber macht das Studium als First Generation Student so besonders, wo liegen die Herausforderungen und wie kannst du sie meistern?
Die Anpassung an das Hochschulumfeld, die Bewältigung des komplexen Lernstoffs, Prüfungs- und Zeitdruck oder auch Zukunftsängste stellen für die meisten Studierenden eine Herausforderung dar. Studierende der ersten Generation haben dabei oft weniger familiäre Unterstützung. Niemand in deiner Familie kann dir erklären, wie ein Studium abläuft, weil niemand Erfahrung damit hat. Du bist vielleicht sogar hin- und hergerissen, hast auch mal ein schlechtes Gewissen gegenüber deiner Familie oder fühlst dich schlicht von dieser missverstanden. Deine Eltern scheinen deinen Stress und die akademischen Erwartungen vielleicht nicht nachempfinden zu können.
Wie Familien »Bildung« bewerten, hängt wesentlich von der Bildungsaspiration der Eltern ab, d.h. davon, wie sehr sich diese um Bildung bemühen.1 Der Bildungshintergrund unserer Eltern hat nach wie vor einen starken Einfluss auf unsere akademische Entwicklung. Von 100 Kindern aus akademisch gebildeten Familien nehmen 78 ein Hochschulstudium auf. Im Vergleich sind es bei nicht-akademisch gebildeten Familien lediglich 25.2 Schon die Entscheidung für ein Hochschulstudium ist für Studierende der ersten Generation oft mit anderen Überlegungen und Gefühlen verbunden als für solche mit akademischem Hintergrund. Vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass du dich gegen die Bedenken deiner Eltern durchsetzen musstest, die in einem Studium eher ein Risiko oder die Möglichkeit des Scheiterns sehen. Ein Studium ist eine Investition in die Zukunft, aber im Moment weißt du noch nicht, ob sie sich auszahlen wird. Auch finanzielle Sorgen und die Angst vor der Verschuldung betreffen besonders First Generation Students. All das kann Stress verursachen und damit bist du nicht allein. Wenn du als Erste/r in deiner Familie ein Studium aufnimmst, setzt du einen neuen Standard für dich und zukünftige Generationen. Du hast einen starken Willen bewiesen und dich mutig ein Stück weit emanzipiert. Nun ist es wichtig, deine persönlichen Stressquellen anzuerkennen und mit Mitgefühl nach Lösungen zu suchen, um sie zu bewältigen. Das ist ein wertvoller Teil deiner Selbstfürsorge. Deine Gesundheit verdient Aufmerksamkeit und Fürsorge, denn sie ist nicht nur ein Wert an sich, sondern auch eine wichtige Grundlage für deinen Studienerfolg.
Denk daran: Deine Kommiliton/innen haben genauso wie du ihre eigenen Herausforderungen, die oft nicht sichtbar sind. Vergleiche dich daher weniger mit anderen, sondern sei mehr bei dir und übe Selbstmitgefühl. Du gibst jeden Tag dein Bestes, und es ist völlig in Ordnung, mal langsamer zu machen und Unterstützung anzunehmen, die dir Halt und Sicherheit bietet.
Sarah Baumann hat während ihres Studiums gemerkt, dass akademischer Stress und die Belastungen eines Studiums individuell und vielfältig sein können. Auf sozialen Medien ermutigt sie mit hilfreichen Tipps dazu, den Alltag im Studium zu entschleunigen.
1Vgl. Maaz, K.; Baumert, J. & Trautwein, U. (2010): "Genese sozialer Ungleichheit im institutionellen Kontext der Schule: Wo entsteht und vergrößert sich soziale Ungleichheit?" In: Bildungsentscheidungen, Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (12), S. 30.
2Vgl. Informationsdienst Wissenschaft (idw) (2024): "Neuer Bildungstrichter des DZHW: Aufnahme eines Hochschulstudiums hängt immer noch von der Bildungsherkunft ab." unter: nachrichten.idw-online.de/2024/07/04/neuer-bildungstrichter-des-dzhw-aufnahme-eines-hochschulstudiums-haengt-immer-noch-von-der-bildungsherkunft-ab [Stand 08.12.2024].