Lächelndes Mädchen mit Taschenrechner
 

How to: »BAföG und Studienkredite«

Studieren ist teuer – keine Frage. Miete, Semesterbeiträge, Lehrmaterialien und natürlich der Lebensunterhalt summieren sich leider sehr schnell. Doch zum Glück gibt es in Deutschland verschiedene Möglichkeiten, dein Studium zu finanzieren. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über BAföG, Stipendien, Kredite und Co. wissen musst und wie du dich dabei nicht unnötig verschuldest.

Was ist BAföG und wer bekommt es?

Wenn es um Studienfinanzierung geht, denken die meisten wahrscheinlich direkt an BAföG. Dieses staatliche Förderprogramm soll sicherstellen, dass jede/r die Möglichkeit hat, ein Studium zu absolvieren. Das Gute am BAföG: Du musst nur die Hälfte zurückzahlen – und das zinslos. Das ist schon einmal sehr vorteilhaft, denn normalerweise muss man einen klassischen Kredit in voller Höhe zurückbezahlen und zuzüglich darauf noch Zinsen. Was auch sehr entgegenkommend ist: Niemand muss mehr als 77 Raten, aktuell 10.010 Euro, zurückzahlen. Zudem beginnt die Rückzahlung erst fünf Jahre nach der Förderungshöchstdauer – also fünf Jahre nach deiner regulären Studienzeit. So hast du Zeit, dich in einem Job einzufinden und erstmal Geld zu verdienen. Hier findest du weitere Informationen über die genauen Rückzahlungsbedingungen.

Prinzipiell soll BAföG allen ermöglichen, studieren zu können. Ob, und in welcher Höhe, du BAföG bekommst oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen wird das Einkommen deiner Eltern berücksichtigt. Außer, wenn du beispielsweise bereits verheiratet bist oder eine eigene Familie hast. Dann wird dein BAföG unabhängig vom Einkommen deiner Eltern berechnet. Dein eigenes Einkommen und Vermögen spielt ebenfalls eine Rolle, wobei du bis zu einem bestimmten Betrag anrechnungsfrei verdienen darfst. Außerdem wichtig für die Beantragung von BAföG ist auch dein Alter: Um einen Anspruch auf BAföG geltend zu machen, musst du für ein Bachelor-Studium unter 30 Jahre alt sein, für ein Master-Studium unter 35.

Warum ist der BAföG-Antrag so kompliziert?

Ganz ehrlich: Der BAföG-Antrag ist ein Bürokratie-Monster. Zahlreiche Formulare, Einkommensnachweise, Kontoauszüge, Immatrikulationsbescheinigungen – die Liste scheint endlos. Kein Wunder, dass viele Studierende das Prozedere als unglaublich stressig empfinden. Der Grund für diese Komplexität liegt in der Tatsache, dass das System möglichst gerecht sein soll. Damit wird aber auch jeder noch so kleine Punkt abgefragt und kontrolliert. Ein kleiner Fehler im Antrag kann zu Verzögerungen oder sogar zur Ablehnung führen.

Mein Tipp: Bevor du dir die Mühe machst, die Flut an Unterlagen zusammenzusuchen, kannst du online mit einem BAföG-Rechner grob abschätzen, ob sich ein Antrag für dich überhaupt lohnt. Denn je nach Einkommen der Eltern, Vermögen etc. kann es manchmal sein, dass leider nur geringe Beiträge zusammenkommen. Deinen voraussichtlichen Beitrag vorher zu prüfen, spart dir deshalb nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Wenn sich der Antrag lohnt und du über deinen Unterlagen verzweifelst, habe ich einen weiteren Tipp für dich: Fast jede Uni oder Hochschule bietet eine BAföG-Beratung an, die dir weiterhelfen und dich bei der Antragsstellung unterstützen kann. Alternativ kannst du dir auch Videos-Tutorials anschauen, die Schritt für Schritt durch den Antrag führen. Und glaub mir: Wenn du das einmal gemacht hast, wird es beim nächsten Mal viel leichter.

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten im Studium

Für manche Studierende kommt BAföG aus unterschiedlichen Gründen nicht infrage – vielleicht bist du über der Altersgrenze oder es ist schwierig, die erforderlichen Unterlagen zusammenzubekommen. Natürlich ist BAföG nicht die einzige Möglichkeit, dein Studium zu finanzieren. Wenn du keinen Anspruch hast oder einfach keine Lust auf den Bürokratie-Aufwand, gibt es auch andere Wege. Beispielsweise Stipendien, Jobs im Studium oder Studienkredite.

Falls du mit dem Gedanken spielst, einen Kredit aufzunehmen, ist der KfW-Studienkredit eine gängige Wahl. Viele Studierende nutzen ihn, wenn das BAföG nicht ausreicht oder gar nicht bewilligt wird. Der große Vorteil: Der KfW-Kredit ist speziell auf Studierende zugeschnitten. Du musst keine Sicherheiten vorweisen, dein Einkommen spielt keine Rolle und die Rückzahlung beginnt erst nach einer Karenzzeit von in der Regel 18 Monaten nach dem Ende deiner Förderphase. Das heißt: Du musst den Kredit während des Studiums nicht zurückzahlen und hast nach dem Abschluss erstmal Zeit, ins Berufsleben zu starten, bevor die Rückzahlung ansteht. Und auch bei der Tilgung bist du flexibel – du kannst z. B. monatliche Raten anpassen oder sogar Sondertilgungen leisten.

Und die Zinsen? Die sind variabel und werden halbjährlich angepasst. Klingt erstmal fair – bedeutet aber auch, dass du nicht genau weißt, wie hoch deine Gesamtbelastung am Ende wirklich ist. Aktuell (Stand: April 2025) liegt der Zinssatz bei rund 7,8 %, was für einen Studienkredit relativ hoch ist. Deshalb ist es umso wichtiger, vorab genau durchzurechnen, wie viel Geld du tatsächlich brauchst. Ein zu hoher Kreditbetrag bedeutet unnötige Zinskosten.

Mein Tipp: Nutze den KfW-Kredit wirklich nur zur Deckung deines Grundbedarfs – also Miete, Essen, Studienmaterial. Luxusausgaben wie neue Technik oder Urlaube solltest du damit lieber nicht finanzieren. Und bevor du dich endgültig entscheidest: Hol dir eine unabhängige Beratung – zum Beispiel bei der Sozialberatung deiner Hochschule oder einer Verbraucherzentrale. Möglicherweise kommen je nach deiner Situation sogar günstigere Alternativen für dich infrage. So gibt es beispielsweise Kredite, die extra für die Schlussphase des Studiums gedacht sind. Wenn du also kurz vor dem Abschluss stehst und nochmal einen finanziellen Schub brauchst, kann das eine Option sein, die du dir anschauen solltest.

Wie schaffe ich es, mich nicht zu krass zu verschulden?

Sich zu verschulden, ist für die meisten Menschen keine leichte Entscheidung. Während meines Studiums habe ich auch immer wieder darüber nachgedacht, wie ich möglichst schuldenfrei durchkomme. Aus Finanzexpertinnen-Sicht finde ich das richtige Mindset wichtig: Wenn du den Kredit für deine Weiterbildung und dein Humankapital nutzt, ist das eine Investition in deine (finanzielle) Zukunft und etwas anderes, als Schulden für Gebrauchsgegenstände oder Urlaube anzuhäufen. Wichtig ist, dass du dir frühzeitig Gedanken darüber machst, wie viel Geld du monatlich tatsächlich benötigst und wo du eventuell sparen kannst, um eine passende Kredithöhe zu wählen und keine unnötig hohen Zinsen zurückzahlen zu müssen. Dabei kann dir beispielsweise ein Haushaltsbuch helfen – und nebenbei förderst du damit auch noch einen bewussten Umgang mit Geld.

Eine gute Möglichkeit, dich nicht zu stark zu verschulden, kann in einer »Mischfinanzierung« liegen – also der Kombination aus unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten, wie BAföG und Stipendium oder Nebenjob. Ich habe beispielsweise BAföG bezogen und gleichzeitig bis zur Zuverdienstgrenze gearbeitet, um mir mein Studium finanzieren zu können.

Fazit

BAföG ist sicherlich nicht perfekt, aber es kann eine große Hilfe im Studium sein, wenn man sich einmal durch den Antrag gekämpft hat. Alternativ gibt es viele andere Möglichkeiten, dein Studium zu finanzieren – sei es durch Stipendien, Kredite oder Jobs. In diesem Beitrag findest du weitere Möglichkeiten zur Studienfinanzierung. Das Wichtigste ist, sich gut zu informieren, die eigenen Möglichkeiten auszuloten, deinen Finanzen im Überblick zu behalten und am Ende den Weg zu wählen, der am besten zu dir passt.

@femance_finanzen
Hava Misimi

Hava Misimi ist Gründerin und Geschäftsführerin der Finanzberatung Femance. Darüber hinaus macht Hava sich für das Thema Finanzbildung stark.

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