5 Merksätze für
effektiveres Lernen

Mehr als Auswendiglernen!

Stell dir vor: Du sitzt in der Bibliothek, umgeben von Bergen an Notizen und Büchern. Die Prüfungen rücken immer näher, doch trotz unzähliger Stunden des Lernens und Zusammenfassens fühlst du dich nicht ausreichend vorbereitet. Du fragst dich: »Wie soll ich all diese Informationen noch effektiv verarbeiten? Einfach stur auswendig lernen?« Genau hier setzt das Konzept des aktiven Lernens an. Es geht nicht darum, Informationen passiv zu konsumieren, sondern sie aktiv zu verarbeiten. In diesem Artikel erfährst du, wie aktive Lernmethoden deine Lerngewohnheiten verbessern können. Ich stelle dir fünf essenzielle Merksätze vor, die dir auf diesem Weg helfen werden.

Baue ein stabiles Wissensnetzwerk auf

Ein effektives Lernen beginnt mit dem Aufbau eines stabilen Wissensnetzwerks. Integriere neue Informationen nicht als isolierte Fakten, sondern verknüpfe sie mit deinem bestehenden Wissen. Dies erreichst du, indem du das Gelernte in deine eigenen Worte fasst und aktiv Verbindungen zu bereits Bekanntem herstellst.1 Dieser Ansatz fördert nicht nur das Verständnis, sondern erleichtert auch das Erinnern und Anwenden des Gelernten in verschiedenen Situationen wie in Prüfungen oder der Praxis.

Merke 1: Nutze deine eigenen Strukturen. Je mehr Wege zu einer Information im Langzeitgedächtnis führen, desto eher erinnerst du dich.

Mach dir nichts mehr vor!

Durch dieses vernetzende Vorgehen verhinderst du eine sogenannte Kompetenzillusion. Diese erleben viele Studierende, wenn sie denken, sie hätten ein Thema gelernt, nachdem sie es verstanden haben. Doch Verstehen ist vielmehr die Voraussetzung für echtes Lernen.

Merke 2: Verstanden ist nicht gelernt.

Die Lösung: Vertiefe die Informationsverarbeitung

Die Tiefe, mit der du Informationen verarbeitest, ist entscheidend für effektives Lernen.2 Eine aktive und vielseitige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff ist unerlässlich. Je intensiver du dich mit einem Thema beschäftigst, desto fester verankert es sich in deinem Gedächtnis.

Merke 3: Die Qualität des Lernens hängt von der Tiefe der Informationsverarbeitung ab. Lernen findet statt, wenn du aktiv und vielfältig mit den Lerninhalten arbeitest.3

Grafik nach Lehner, M. (2015): "Viel Stoff – schnell gelernt. Prüfungen optimal vorbereiten". Haupt Verlag: Bern.

Das beigefügte Diagramm veranschaulicht, wie verschiedene Verarbeitungsweisen nach ihrer Aktivität und Verarbeitungstiefe eingestuft werden. Methoden wie das bloße Auswendiglernen von Skripten oder lineare Zusammenfassungen sind eher passiv und oberflächlich. Sie können kurzfristig helfen, aber verankern das Wissen nicht dauerhaft im Langzeitgedächtnis. Im Gegensatz dazu stehen aktive Methoden wie die Erstellung von Mind-Maps (Visualisierung), die Anwendung von Wissen in praktischen Übungen oder die Teilnahme an Diskussionen (setzt Anwenden und Analysieren voraus). Diese fördern ein tieferes Verständnis und helfen, das Gelernte langfristig zu speichern. Nutze dieses Diagramm, um deine Lernstrategien zu überdenken und dich schrittweise auf effektivere Verarbeitungsmethoden zu konzentrieren.

Der Lernprozess ist mehr als nur das Ergebnis

Bei der Umsetzung gibt es nun noch zwei Aspekte anzumerken. Oft konzentriert man sich zu sehr auf das Endergebnis, wie eine perfekte Zusammenfassung. Dabei fängt ja dann erst das Lernen an. Der Weg dorthin – der Lernprozess selbst – ist wichtiger. Es geht darum, flexibel zu bleiben und den Prozess auf das Lernziel abzustimmen.

Merke 4: Der Prozess ist wichtiger als das Produkt

Aktive Lernmethoden beinhalten das Abrufen von Informationen. Wiederholen ist dabei so zu verstehen, dass du die Inhalte wieder hervorholst aus deinem Gedächtnis – also wieder ein aktiver Prozess und kein »wieder-lesen«. 
    
Merke 5: Nutze Lernmethoden, die Inhalte »wieder-HOLEN«

Fazit

Effektives Lernen ist ein dynamischer Prozess. Die hier vorgestellten Merksätze sind mehr als nur theoretische Konzepte – sie sind praktische Werkzeuge, um diesen Prozess zu strukturieren und zu optimieren. 

Beginne heute! Nach deiner nächsten Lernsession, nimm dir einen Moment Zeit, um zu reflektieren: Wie habe ich die Merksätze angewendet? Wo ordne ich mich im Diagramm der Lernmethoden ein? Welche Veränderungen bemerke ich in meiner Lerneffizienz und meinem Verständnis? Denke daran, dass jeder Schritt, den du in Richtung aktiver Lernmethoden unternimmst, dich deinem Ziel eines tieferen, nachhaltigeren Verständnisses und Erfolgs in deinen Prüfungen näherbringt. Zögere nicht, experimentiere mit verschiedenen Techniken und finde heraus, was für dich am besten funktioniert.

Viel Erfolg bei deiner aktiven Prüfungsvorbereitung – du hast alle Werkzeuge in der Hand, um zu glänzen!

Weitere hilfreiche Lernmethoden findest du zum Beispiel in der Aufzeichnung zum Online-Event »Point of View: Lernmethoden« oder in meiner Kollektion.

@kathimoldan
Kathi Moldan

Kathi Moldan ist Expertin für produktives und ausgeglichenes Studieren. Mit ihrem Studium in Biologie, Chemie, Psychologie sowie ihren Tätigkeiten in der psychologischen Forschung und Lehrerfahrung unterstützt sie als systemische Coach und Lerncoach Studierende, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.


Quellen:

1Vgl. Birkenbihl, V. (2019): "Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer". 58. Auflage. mvg Verlag: München.
2Vgl. Craik, F. I. M. & Tulving, E. (1975): "Depth of processing and the retention of words in episodic memory". In: Journal of Experimental Psychology: General, 104(3), S. 268-294.
3Vgl. Craik, F. I. M. & Tulving, E. (1975): "Depth of processing and the retention of words in episodic memory". In: Journal of Experimental Psychology: General, 104(3), S. 268-294.

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