
Kommt dir das bekannt vor: Statt morgens vor der Uni Sport zu machen, hast du die Snoozetaste so oft gedrückt, bis du zu spät dran warst und dann bist du auch noch zu spät zur Vorlesung gekommen. Diese hast du dann mit der Nase im Smartphone verbracht, statt mitzuschreiben. Deine Screentime liegt mittlerweile bei sieben Stunden und deine Learntime bei null. Vor lauter Frust hast du auch Yoga geskippt und weder deine Lernunterlagen noch das Buch, das du endlich mal lesen wolltest, auch nur eines Blickes gewürdigt. Manchmal nimmt man sich viel vor – mehr Bewegung, eine gesündere Ernährung oder bestimmte unliebsame Angewohnheiten sein zu lassen. Gute Vorsätze im Alltag umzusetzen, ist dann aber oft gar nicht so leicht. Warum das so ist und wie du Gewohnheiten nachhaltig verändern kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Bestimmte Verhaltensweisen abzulegen, ist gar nicht so einfach. Aber warum entscheidest du dich überhaupt dafür, im Bett liegenzubleiben, anstatt eine Runde Laufen zu gehen? Die Antwort liegt häufig in der Macht der Gewohnheit. Die meisten Menschen beginnen schon im Kindesalter damit, bestimmte Gewohnheiten und Routinen zu entwickeln und im Laufe ihres Lebens zu erweitern. Dazu gehören beispielsweise Zähneputzen, der Kaffee am Morgen, am Smartphone scrollen oder auch ein Feierabendbier.
Routinen können den Alltag erleichtern und sparen deinem Gehirn Energie, da es nicht jeden Tag dieselben Entscheidungen neu treffen muss. Ist eine Gewohnheit erstmal etabliert, kann dein Gehirn sozusagen in den Autopiloten schalten. Dieser Energiesparmodus fühlt sich angenehm an, weil wir es gewohnt sind, dass dieses eingeübte Verhalten mit der Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin belohnt wird. Aus diesem Grund kann es auch so schwerfallen, bestehende Routinen zu ändern: Dein Gehirn sträubt sich dagegen, weil neue Muster mehr Anstrengung und weniger sofortige Belohnung bedeuten.
Neben eher harmlosen, aber durchaus unvorteilhaften Gewohnheiten, wie Snoozen, gibt es jedoch auch ungesunde Verhaltensmuster und Angewohnheiten, die dein Wohlbefinden und deine Gesundheit auf lange Sicht negativ beeinflussen können. Besondere Vorsicht ist zum Beispiel bei Gewohnheiten geboten, die mit dem Konsum von Suchtmitteln zusammenhängen. Auch wenn es nicht immer leichtfällt, kann es mit der richtigen Strategie dennoch gelingen, unliebsame Gewohnheiten nachhaltig zu ändern oder abzulegen.1 Falls du sehr unter einer Gewohnheit leidest oder eine Suchtthematik bei dir vermutest, zögere nicht, dir auch professionelle Unterstützung, etwa bei einer psychologischen Beratungsstelle, zu suchen.
Über soziale Medien zeigen Influencer/innen und Creator/innen häufig perfekte Morgen- oder Sportroutinen. Das kann dazu führen, dass du dich unter Druck gesetzt fühlst, einen genauso optimierten Alltag zu führen. Handelst du nur aus (gesellschaftlichem) Druck und entgegen deiner eigenen Werte und Ziele, kann es jedoch verhältnismäßig schwerfallen, Gewohnheiten abzulegen oder zu verändern. Mache dir bewusst, dass nicht alle einen perfekt optimierten Tagesablauf brauchen, um sich wohlzufühlen. Konzentriere dich darauf, was für dich und deinen Alltag relevant ist, welche Angewohnheiten für dich wichtig und welche störend sind. Um eine nachhaltige Veränderung zu erzielen, kann es hilfreich sein, ein für dich bedeutsames Ziel zu formulieren, das du mit der Verhaltensänderung anstrebst. Statt den Routinen und Tagesabläufen anderer nachzueifern, kannst du zum Beispiel für dich festhalten: »Ich möchte weniger Zeit am Smartphone verbringen, um mehr Zeit für erfüllende oder produktive Aktivitäten zu haben.« oder »Ich achte auf meine Ernährung, um mich ausgeglichener und fitter zu fühlen.«2
Um ungeliebte Angewohnheiten loszuwerden, solltest du nicht versuchen, dein Leben von einem auf den anderen Tag komplett umzukrempeln. Viele und große Veränderungen auf einmal sind oft überwältigend und können schnell zu Überforderung und Rückschlägen führen. Stattdessen gilt: Fange klein an und fokussiere dich darauf, was dir wirklich wichtig ist. Setze dir klare und realistische Ziele mit konkreten Timings, die du dann Stück für Stück ausbauen kannst. Zum Beispiel könntest du dir vornehmen, zunächst mit zwei kurzen Workouts pro Woche zu starten, bevor du dann zu längeren Gym-Sessions übergehst.3
Etablierte Angewohnheiten loszulassen, ist oft nicht einfach. Es kann leichter fallen, wenn du nicht versuchst, die störende Gewohnheit einfach wegzulassen, sondern stattdessen sie durch eine neue Routine ersetzt. Wenn du beispielsweise deine Screentime vorm Schlafengehen reduzieren möchtest, kannst du stattdessen jeden Abend ein paar Seiten eines Buchs lesen. Sei dabei geduldig mit dir selbst, denn neue Gewohnheiten entstehen nicht durch einmalige Entscheidungen. Sie werden durch Wiederholung gefestigt, denn diese signalisiert deinem Gehirn, dass die neue Handlung wichtig ist. So wird sie nach und nach zur Routine oder kann eine alte Gewohnheit ersetzen. Hier ist es also essentiell, dass du es dir so einfach wie möglich machst, dranzubleiben, bis sich die neue Gewohnheit verfestigt hat.4
Damit dir die Umstellung leichter fällt, kannst du dir ein Belohnungssystem ausdenken: Halte Teilziele fest, tracke deine Erfolge und gönne dir etwas, nachdem du eine neue Gewohnheit erfolgreich ausgeführt hast. Wenn du dir zum Beispiel vorgenommen hast, regelmäßig spazieren zu gehen, kannst du deinen Spaziergang mit einem Besuch in deinem Lieblingscafé beenden, wenn du dein Spaziergangs-Wochenziel erreicht hast.5
Dein Umfeld spielt eine große Rolle. Wenn du zum Beispiel einen Dry January planst, kann es hilfreich sein, deine Liebsten über dein Vorhaben zu informieren und keinen Alkohol einzukaufen oder zu Hause zu lagern. Auf etwas zu verzichten, kann leichter fallen, wenn es kleine Hürden gibt, statt die »Verlockung« im Kühlschrank stehen zu haben oder ständig von deinem Umfeld angeboten zu bekommen.6
Gewohnheiten zu verändern, kann herausfordernd sein. Geduld und realistische Ziele können dir helfen, dranzubleiben und Stück für Stück neue Routinen zu etablieren. Indem du dich mit deinen Angewohnheiten auseinandersetzt, sie hinterfragst und Wege suchst, etwas zu verändern, hast du schon einen großen Schritt zur Veränderung beigetragen. Dann gilt es: Durchhalten, bis sich die neue Routine verfestigt hat und ganz von alleine geschieht. Denke immer daran, dass du nicht alles auf einmal umkrempeln musst, denn schon eine kleine bewusste Entscheidung bringt dich wieder ein Stück weiter. Lass dich nicht von Rückschlägen entmutigen, wenn es mal nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast und erinnere dich daran, warum du die Gewohnheit verändern möchtest und wie sie dein Leben verbessern wird.
1Vgl. BARMER Onlineredaktion: "Schlechte Angewohnheiten überwinden: So gelingt es" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/sucht-vergessen-1058202 [Stand 12.12.1024]
2Vgl. BARMER Onlineredaktion: "Schlechte Angewohnheiten überwinden: So gelingt es" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/sucht-vergessen-1058202 [Stand 12.12.1024]
3Vgl. BARMER Onlineredaktion: "Schlechte Angewohnheiten überwinden: So gelingt es" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/sucht-vergessen-1058202 [Stand 12.12.1024]
4Vgl. Michel, Gabriele (2022): "Neue Wege" unter: https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/41920-neue-wege.html [Stand 12.12.1014]
5Vgl. BARMER Onlineredaktion: "Schlechte Angewohnheiten überwinden: So gelingt es" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/sucht-vergessen-1058202 [Stand 12.12.1024]
6Vgl. BARMER Onlineredaktion: "Schlechte Angewohnheiten überwinden: So gelingt es" unter: www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/sucht-vergessen-1058202 [Stand 12.12.1024]