
Ein Studium zu meistern, ist schon ohne Kind anspruchsvoll – mit Kind scheint es manchmal unmöglich. Kaum Schlaf, ein Alltag voller Verantwortung und dazu Prüfungen, Deadlines und Hausarbeiten. Viele Studierende fühlen sich in dieser Situation überfordert, allein gelassen oder haben Angst, es nicht zu schaffen. Ich kenne diese Gefühle – denn ich habe mein Studium mit Baby abgeschlossen. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie ich diese Herausforderung gemeistert habe, welche Strategien mir wirklich geholfen haben und welche Unterstützung du dir holen kannst, damit du Studium und Familie erfolgreich unter einen Hut bekommst.
Bis zu meinem vorletzten Semester hatte ich mich kaum mit dem Thema »Studieren mit Kind« auseinandergesetzt. Ich kannte niemanden in meinem Umfeld, der während des Studiums schwanger war oder ein Kind hatte. Obwohl ich immer den Wunsch hatte, früh Mutter zu werden, plante ich mein erstes Kind erst nach dem Abschluss. Doch das Leben hatte andere Pläne:Ich wurde ungeplant schwanger. Ungeplant bedeutete jedoch nicht ungewollt und auch rückblickend bereue ich keine Sekunde von meinem Studium mit Baby. Ein Kind zu bekommen, verändert natürlich alles – auch den Studienalltag. Zeit, Energie und Fokus sind plötzlich extrem begrenzt. Während Kommiliton/innen noch gemeinsam pauken, verbringst du deine Nächte mit Stillen, Einschlafbegleitung und Gute-Nacht-Geschichten. Die meisten Hochschulstrukturen sind kaum auf junge Eltern ausgerichtet. Und oft fehlen Vorbilder oder Austauschmöglichkeiten, was das Gefühl verstärken kann, allein zu sein.
Nach der Geburt meiner Tochter war für mich die größte Herausforderung, nicht mehr sechs bis acht Stunden am Stück lernen zu können. Meine bisherigen Lerngewohnheiten waren im Alltag mit Baby einfach nicht mehr in gewohnter Form umsetzbar. Also lernte ich, die kurzen Zeitfenster maximal effektiv zu nutzen – und meine alte Lerndisziplin durch neue Strategien zu ersetzen. Ich fokussierte mich auf aktive Lernstrategien und arbeitete mit einem Timer, um ein besseres Zeitgefühl zu bekommen. Wiederholungen vor dem Schlafengehen und kurz nach dem Aufwachen wurden zu meiner neuen Routine.
Ich bin mehr als nur Mama – ich bin eine junge Frau mit Zielen und Träumen.
Neben der begrenzten Zeit fürs Lernen machten mir natürlich auch Schlafmangel und körperliche Erschöpfung zu schaffen. Abends wollte ich oft einfach nur abschalten oder gedankenlos durch soziale Medien scrollen. Was mich aber in solchen Phasen weitertrieb, war das Zitat: »You didn't come this far to only come this far.« Ich konnte nicht aufgeben – nicht jetzt, nicht wegen meiner Tochter. Viele Mütter durchleben in den ersten Jahren nach der Geburt ihres Kindes eine Identitätskrise und sind ständig dem gleichen Alltagsablauf ausgesetzt. Für mich war Lernen eine Abwechslung vom Mama-Sein und eine Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen. Ich bin mehr als nur Mutter und möchte ein Vorbild für meine Kinder sein. Meine Tochter gab mir die Stärke, besonders in schweren Zeiten durchzuhalten.
Meine Familie und mein Partner unterstützen mich in dieser stressigen Zeit mehr denn je, worüber ich überaus dankbar bin. Aber mir ist bewusst, dass nicht jeder dieses Privileg hat und viele Eltern ganz auf sich allein gestellt sind. Aber: Es gibt Unterstützungsangebote – auch an Hochschulen. An meiner Hochschule gibt es das »Student Counselling«, das Studierende im Studienalltag unterstützt. Besonders hilfreich fand ich die moderierten Peergroups für Studierende mit Kindern. Hier konnte ich mich mit anderen Eltern austauschen und Kontakte knüpfen. Solche Treffen bieten die Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam zukünftige Herausforderungen zu meistern. Darüber hinaus stehen vertrauliche Einzelcoachings zur Verfügung, in denen individuelle Lösungen erarbeitet werden können. Diese Angebote sind eine wertvolle Unterstützung für studierende Eltern. Wenn du gerade in einer ähnlichen Situation bist, möchte ich dich dazu ermutigen, dich nach solchen Unterstützungsmöglichkeiten an deiner Hochschule umzuschauen. Scheue dich nicht davor, sie in Anspruch zu nehmen. Denn dieser Austausch kann letztendlich kann nicht nur entlasten, sondern auch motivieren.
Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich selbst nicht zu überfordern. Du musst nicht alles auf einmal schaffen. Möglicherweise kann dir deine Hochschule bei diesen besonderen Bedingungen entgegenkommen.
Auch 20 Minuten konzentriertes Lernen sind wertvoll. Wiederhole Inhalte beim Spazierengehen laut oder lass dich von jemandem abfragen.
Mindmaps, Altklausuren und geplante Wiederholungen helfen, den Stoff besser zu verinnerlichen.
Ich habe gute Erfahrungen mit positiven Glaubenssätzen gemacht, z. B. »Ich schaffe die Prüfung.« oder »Ich bleibe ruhig und fokussiert.« Unser Gehirn unterscheidet kaum zwischen Vorstellung und Realität – und das kannst du zu deinem Vorteil nutzen.
Kleinen Entspannungsübungen, wie bewusstes Atmen, kurze Meditationen oder progressive Muskelentspannung, haben bei mir wahre Wunder bewirkt. Eine Auswahl kurzer Übungen findest du bei 7Mind Study oder in der »Entspannungstechniken-Kollektion«.
Nutze Angebote an deiner Hochschule und tausche dich mit anderen studierenden Eltern aus.
Jede gemeisterte Herausforderung ist ein Erfolg, auf den du stolz sein kannst!
Wenn ich eines gelernt habe: Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen – sondern Schritt für Schritt voranzukommen. Auch wenn man nicht so schnell vorankommt, wie alle anderen. Wenn du studierst und ein Kind bekommst, brauchst du weder Schuldgefühle noch Selbstzweifel. Du brauchst Mut, Struktur, ein paar gute Strategien – und ganz viel Vertrauen in dich selbst. Und genau dazu möchte ich dich ermutigen. Du schaffst das!
Tekla Scharwaschidze hat ihren Bachelorabschluss in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien gemacht und ist angehende Mentaltrainerin.