How to: »Prüfungsphase«

»Wann melde ich mich für die Prüfungen an?« 

In jedem Fall so früh wie möglich. An einigen Universitäten geschieht die Anmeldung automatisch, an anderen Universitäten, wie beispielsweise der Humboldt-Universität zu Berlin, muss man sich manuell über ein Onlineportal für Lehre und Prüfungen anmelden. In jedem Fall ist es besonders wichtig, über die festen Anmelde- aber auch Abmeldezeiten informiert zu sein, um keine Frist zu verpassen.

Seit der COVID19-Pandemie haben sich zudem an vielen Hochschulen Online-Prüfungsformate etabliert. Dafür erstellen Dozierende in der Regel einen Online-Kursraum. Hier findest du neben der eigentlichen Prüfung auch Informationen über das formale Vorgehen. Als Dozentin habe ich einige Semester solche Prüfungsräume erstellt und möchte dir ans Herz legen, die Prüfungsdetails aufmerksam durchzulesen. In 90 % der Fälle können deine Fragen mit Hilfe dieser Informationen beantwortet werden. Das erspart nicht nur dir, sondern auch uns Dozierenden viel Stress und Last-Minute-Panik. 

»Was gibt es für Tipps zur Klausurvorbereitung?« 

Tipp 1: Altklausuren sind eine tolle Möglichkeit, sich auf die anstehenden Klausuren vorzubereiten. Gerade für mündliche Prüfungen sind sogenannte Prüfungsprotokolle besonders hilfreich. In diesen Protokollen teilen Studierende, die die gleiche Prüfung bereits absolviert haben, ihren Prüfungsverlauf mit und geben möglicherweise entscheidende Tipps. Frag am besten bei der Fachschaft nach, ob dort Altklausuren oder Prüfungsprotokolle vorliegen. Oft findet man auch Altklausuren auf den Lehrstuhlwebsites.  

Tipp 2: Ein weiterer Tipp ist der »Klausurreader«. Oft erhalte ich die Frage, wie wichtig solche Reader zur Klausurvorbereitung sind und kann nur mit einem verschmitzten Lächeln antworten: Kein/e Dozent/in macht das aus Spaß oder Langeweile. Wird ein Klausurreader zur Verfügung gestellt, ist dieser eine Grundlage zur Klausurvorbereitung.  

Tipp 3: Natürlich solltest du im besten Falle immer zur Vorlesung gehen. Mit Blick auf die Last-Minute-Klausurvorbereitungs-Panik lohnen sich jedoch besonders die letzten beiden 
Vorlesungstermine. Hier werden oft noch Hinweise zur Klausur gegeben und man kann die alles entscheidende Frage stellen: »Ist das klausurrelevant?«.

»Ich brauche Unterstützung bei der Klausur. Was kann ich machen?«

Ich höre immer wieder, dass einige Studierende eine zentrale Unterstützungsleistung nicht kennen: Nachteilsausgleiche. Nachteilsausgleiche sind Ausgleichsmaßnahmen bei Benachteiligungen. Sie stellen dabei keine »Vergünstigungen« dar, sondern dienen der individuellen Kompensation von beeinträchtigungsbedingten Benachteiligungen im Studienverlauf. Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen können die zeitlichen und formalen Vorgaben oft nicht wie im Studienverlaufsplan oder der Prüfungsleistung vorgesehen erfüllen. Und das müssen sie auch nicht, denn genau um das auszugleichen und Prüfungsbedingungen anzupassen, werden individuelle Nachteilsausgleiche angeboten. 

Für eine Prüfungssituation könnte ein Nachteilsausgleich beispielhaft so aussehen:  

  • Schreibzeitverlängerung  
  • Prüfungen in separaten Räumen mit eigener Aufsicht 
  • Änderung der Prüfungsform 
  • Erlaubnis zur Nutzung von Hilfsmitteln und Assistenzen 
  • Nichtberücksichtigung von Rechtschreibfehlern in Klausuren 
  • Einfluss auf Termin, Ort, Sitzplatz oder Aufsicht der Prüfung 

Informiere dich auf der Website deiner Hochschule und stelle den Antrag so früh wie möglich beim Prüfungsamt. Beim Studierendenwerk findest du eine tolle Übersicht zum Thema Nachteilsausgleich.

»Kann ich offen mit Dozierenden über meine Prüfungsangst sprechen?« 

Die Antwort darauf kann ich nicht mit »Ja« oder »Nein« beantworten. Grundsätzlich würde ich immer empfehlen, das offene Gespräch mit deiner dozierenden Person zu suchen. Dozierende sind nicht nur Expert/innen in ihren Fachgebieten, sondern in der Regel auch an dem Wohlbefinden ihrer Studierenden interessiert. Durch ein offenes Gespräch über deine Ängste und Sorgen ermöglichst du es deinen Dozierenden, frühzeitig von möglichen Schwierigkeiten zu erfahren und darauf zu reagieren. Auf diese Weise könnt ihr gemeinsam nach Lösungen, wie zum Beispiel die Beantragung von Nachteilsausgleichen, suchen. Allerdings kann die Offenheit und das Verständnis von Dozierenden von Person zu Person variieren. Obwohl die Sensibilisierung für die psychische Gesundheit immer weiter zunimmt, können nach wie vor Stigmata vorherrschen. Ein klar definiertes Vorgehen gibt es im akademischen Kontext nicht, daher hängt der Erfolg eines offenen Gesprächs maßgeblich von der dozierenden Person ab. In jedem Fall bieten Hochschulen aber hochschulinterne Unterstützungsangebote, wenn du unsicher bist, ob dein/e Dozent/in die richtige Ansprechperson ist. Eine kurze Online-Suche lohnt sich und du wirst überrascht sein, was deine Hochschule alles anbietet: Einzelcoachings, Link-Tipps, psychologische Beratungsangeboten oder studentische Austauschgruppen.

Meine Erfahrung zeigt: Allein das Thematisieren und »ins Boot« holen ist eine enorme Entlastung für die meisten Studierende, da sie nun gesehen werden. Wenn du dich entschließt mit deinen Dozierenden das Gespräch zu suchen, bereite dich auf das Gespräch gut vor. Erarbeite konkrete Vorschläge, wie die Prüfungssituation erleichtert werden kann und hole dir gegebenenfalls Unterstützung von deinen Kommiliton/innen und der Studienfachberatung.

»Und wenn ich nicht bestehe?« 

Ich persönlich bin während meines Studiums gnadenlos durch eine Klausur gefallen und brauchte einen zweiten Versuch. Das passiert vielen Studierenden und ist vorerst kein Grund zur Sorge, wenngleich natürlich viele unschöne Gefühle aufkommen. Ist eine Prüfung nicht bestanden, taucht zunächst eine 5.0 in der Notenübersicht auf. Die gute Nachricht: Die 5.0 wird mit der neuen Note deines bestandenen Versuchs überschrieben und nicht verrechnet. Die schlechte Nachricht: Nicht immer wird im gleichen Semester ein Nachschreibetermin für die Klausur angeboten. Im schlimmsten Falle führt ein Nichtbestehen zu einer Verlängerung der Studienzeit. Ein Blick in die Studien- und Prüfungsordnung hilft, Unsicherheiten wegen Unwissenheit abzulegen und ich empfehle immer eine Klausureinsicht einzufordern, um eigene Fehler nachvollziehen zu können. 

Wie oft man eine Prüfung antreten darf, ist ebenfalls geregelt. In der Regel hat man drei Versuche pro Prüfung. Schafft man eine Prüfung auch im dritten Versuch nicht, führt dies meist zur Exmatrikulation, wenngleich es hier auch unterschiedliche Regelungen je nach Hochschule gibt. Das macht sicher gerade Angst beim Lesen, doch es ist wichtig, sich mit der Prüfungsrealität auseinanderzusetzen. Falls es dich beruhigt: Sowohl während meines Studiums, als auch während meiner Zeit als Dozentin ist mir kein Fall bekannt, in dem ein/e Student/in wegen Prüfungen exmatrikuliert wurde.  

Nach all den hilfreichen Tipps denkst du jetzt hoffentlich: »Verdammt, ich kann das wirklich schaffen!«. Noch mehr hilfreiche Tipps rund um die Klausurenphase findest du zum Beispiel in der Aufzeichnung zum Online-Event »Point of View: Prüfungsstess in positive Bahnen lenken«. Eines darfst du jedoch nie vergessen: Kein Prüfungsergebnis, keine Note, keine Beurteilung definiert deinen Wert. Du bist unermesslich wertvoll.

@FrauForschung
Lisa Niendorf

M. Ed. Lisa Niendorf hat Erziehungswissenschaften und Soziologie an Universität Potsdam studiert und ist als Hochschuldozentin in der Lehrkräftebildung tätig (HU-Berlin).

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