
Kennst du das auch: Du hattest dir vorgenommen, noch zu einem Meetup zu gehen, aber dann ist es draußen so schrecklich kalt und so richtig gut kennst du dort auch niemanden. Vielleicht doch lieber ein gemütlicher Abend auf der Couch? In der Winterzeit ist der Schweinehund manchmal extra groß und es braucht eine ebenso große Portion Motivation, um nochmal rauszugehen. Hier erfährst du, wie du auch im Winter sozial aktiv bleiben und neue Kontakte knüpfen kannst – und warum es sich lohnt!
Der Mensch braucht soziale Kontakte, um zu funktionieren und zu wachsen, genauso wie er Sauerstoff, Wasser oder Nahrung braucht. Auch wenn wir es in unserer modernen, hochindividualisierten Welt manchmal vergessen: Wir sind soziale Wesen und wir brauchen einander. Soziale Kontakte sind nicht nur für unsere psychische Gesundheit wichtig, sondern auch für unsere körperliche. Studien haben gezeigt, dass soziale Vernetztheit mitunter der wichtigste Faktor ist, um glücklich zu sein, lange und gesund zu leben und Depressionen vorzubeugen.1 Deshalb ist es wichtig, gerade auch in der Winterzeit sozial aktiv zu bleiben, obwohl die Verlockung groß sein mag, sich zu Hause einzuigeln.
Dass Freundschaften ohne viel Zutun und nur durch Zufall entstehen und gedeihen, ist ein weitverbreiteter Mythos. Neue Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, erfordert Initiative, die Bereitschaft sich zu öffnen und auf andere zuzugehen. Das ist nicht immer einfach, aber indem wir neue Erfahrungen machen, können wir lernen, wie es leichter wird und Schritt für Schritt neue und tiefere Kontakte aufbauen. Neue Beziehungen zu knüpfen und zu vertiefen dauert seine Zeit. Lass dich davon nicht entmutigen und bleib dran. Viele kennen diese Herausforderung und sich dazu auszutauschen oder neues Wissen dazu anzueignen kann ein guter erster Schritt sein.2
Veranstaltungen, Kurse oder Gruppentreffen sind gute Startpunkte, um neue Leute kennenzulernen. Besonders eignen sich Formate, die wiederholt in derselben Gruppe stattfinden und wo sich spontan Gelegenheiten ergeben, entspannt ins Gespräch zu kommen. Das kann zum Beispiel ein VHS-Kurs sein, ein Fachschaftstreffen oder eine Gruppe zu einem gemeinsamen Interesse. Auch eine neue Sportart, ein Nebenjob oder eine ehrenamtliche Tätigkeit können tolle Möglichkeiten sein, um Gleichgesinnte zu treffen.
Es muss nicht unbedingt ein großer Freundeskreis sein, es reicht eine Handvoll guter Freund/innen. Und wenn dir Treffen in großen Gruppen nicht so behaglich sind, dann verabrede dich stattdessen einzeln mit Freund/innen oder Bekannten auf einen Tee, einen Spaziergang oder im Winter vielleicht zum Weihnachtsmarkt oder Schlittschuhlaufen? Schau, was sich für dich gut anfühlt.
Sicherlich gibt es in deinem Bekanntenkreis die ein oder andere Person, mit der sich bisher einfach nicht die Gelegenheit ergeben hat, die Bekanntschaft zu vertiefen. Oder eine alte Freundin oder ein alter Freund, die/den du aus den Augen verloren hast? Vielleicht fühlt es sich erst mal seltsam an, auf die Person zuzugehen und du hast Sorge, dass sie dich zurückweisen könnte. Das ist verständlich. Meistens sind diese Gedanken aber nur in unserem Kopf – die allermeisten Menschen freuen sich, wenn sie von anderen angesprochen werden. Gib dir einen Ruck und frag die Person das nächste Mal doch einfach, ob ihr euch mal verabreden wollt.
Wage es, deine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren, indem du z. B. jemanden ansprichst oder zu einem Gruppentreffen gehst, bei dem du noch niemanden kennst. Sei mitfühlend mit dir – es muss nicht alles sofort perfekt klappen und du musst auch nicht sofort den Mount Everest erklimmen. Mache kleine Schritte. Sie dürfen vielleicht manchmal schon etwas außerhalb deiner Komfortzone liegen, aber sie sollten dich nicht überfordern. Vielleicht kann auch ein kurzes Telefonat mit einer alten Freundin oder einem alten Freund oder ein digitales Treffen ein Anfang sein.
Überlege dir, was dir in der Vergangenheit geholfen hat, dich zu motivieren. Feste Termine und Verabredungen können helfen, Vorhaben auch in die Tat umzusetzen. Manchmal hilft es, sich frühzeitig für etwas verbindlich anzumelden, um es sich dann im letzten Moment nicht nochmal anders zu überlegen. Vielleicht kann dich auch die Aussicht auf eine besondere Belohnung motivieren?
Was auch immer deine Herausforderung bei diesem Thema ist: Freundschaften im Erwachsenenalter zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, ist für viele Menschen eine Sache, die sie erst lernen müssen. Du bist damit nicht allein. Vielen geht es ähnlich und die meisten Menschen freuen sich darüber, von anderen zu einem Treffen eingeladen zu werden – auch wenn uns da unsere Gedanken oft etwas anderes einreden wollen! Daher: Wenn du das nächste Mal eine interessante Person triffst, dann frage sie doch einfach mal nach ihrem Kontakt. Im schlimmsten Fall verläuft es sich wieder, im besten Fall geht es der anderen Person wie dir und es kann eine neue Freundschaft entstehen.
Wenn dir in der kalten Jahreszeit der Winterblues zu schaffen macht und du dich besonders antriebslos fühlst, gibt’s in der Aufzeichnung zum Online-Event »Trübes Wetter = Trübe Stimmung?« noch mehr hilfreiche Tipps. In diesem Beitrag findest du wichtige Impulse im Umgang mit Depressionen.
Jana Scheible-Khedekar hat Psychologie (B.Sc.) und Soziologie (M.Sc.) studiert. Sie leitet Workshops und schreibt zu mentaler und emotionaler Gesundheit. Außerdem praktiziert Jana als körperorientierte Coach und unterrichtet Yoga und achtsamkeitsbasierte Meditation.
1Vgl. Dr. Marisa G. Franco (2023): "Wie wir Freundschaft finden und bewahren. Und warum sie so wichtig für unser Lebensglück ist". Ullstein extra.
2Hier findest du fundiertes Hintergrundwissen und Tipps rund um das Thema Freundschaften: Marisa G. Franco (2023): "Wie wir Freundschaft finden und bewahren. Und warum sie so wichtig für unser Lebensglück ist". Ullstein extra.