How to: »Feiertage
mit der Familie«

3 Tipps für Familientreffen

Es ist nicht immer einfach, den familiären Verpflichtungen gerecht zu werden und dabei nicht die eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Hier findest du einige Anregungen, wie du deine Bedürfnisse klarer kommunizieren und die Festtage nach deinen Vorstellungen gestalten kannst.

Wie sähen die perfekten Feiertage für dich aus?

In vielen Familien haben sich im Laufe der Jahre feste Traditionen etabliert, die oft nicht mehr in Frage gestellt werden. Es könnte jedoch sein, dass du das Gefühl hast, dass das traditionelle Programm für dich so nicht mehr passend ist. Doch wie würdest du stattdessen die Festtage verbringen? Denke einmal darüber nach, wie du die Feiertage verbringen würdest, wenn du es dir frei aussuchen könntest. Stelle dir vor, du wachst morgens auf und auf wundersame Weise sind alle deine Probleme gelöst: Die perfekten Festtage liegen vor dir. Wie sähen sie aus? Mit wem würdest du Zeit verbringen? Wie viel Raum würdest du dir nehmen, um deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu respektieren? 

Mag sein, dass deine Traumvorstellung nicht komplett realistisch ist, aber sicherlich gibt es zumindest eine Kleinigkeit, die du ändern könntest, um deiner Wunschvorstellung ein Stück näher zu kommen. Vielleicht könntest du dieses Jahr eine kleine Neuerung ausprobieren. Im nächsten Absatz erfährst du eine Kommunikationsmethode, die dir dabei helfen kann, deinen Familienmitgliedern auf verständliche und einfühlsame Weise deine Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen.

Bedürfnisse kommunizieren

Es kann eine Herausforderung sein, die eigenen Grenzen zu kennen und deutlich zu kommunizieren. Dennoch kann dies sehr lohnenswert sein.1 Die »Gewaltfreie Kommunikation« nach Marshall Rosenberg2 kann dich dabei unterstützen. Diese Methode legt den Fokus auf die Bedürfnisse der Beteiligten und vermeidet so Verurteilungen und Bewertungen – daher auch die Bezeichnung »gewaltfrei«. Die Methode hilft nicht nur, Missverständnisse zu vermeiden, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis für die Perspektiven anderer. Sie gliedert sich in vier wesentliche Schritte: die Beobachtung, die Identifizierung deiner Gefühle, die Benennung deiner Bedürfnisse und schließlich die formulierte Bitte oder der erfüllbare Wunsch. 

Ich erläutere die Methode anhand eines Beispiels: Angenommen, du erhältst ungebetene Ratschläge und möchtest dies in einem offenen Gespräch ansprechen.

  • Beobachtung: »Ich habe beobachtet, dass du mir ungefragt Ratschläge zum Thema XY gibst.« 
  • Gefühl: »Deine Ratschläge verletzen mich, weil sie mir das Gefühl geben, dass ich nicht in der Lage bin, die Situation selbst zu bewältigen.«
  • Bedürfnis: »Es würde mir mehr helfen, wenn du einfach nur zuhören und mich ermutigen würdest.«
  • Bitte/Wunsch: »Könntest du das nächste Mal bitte fragen, ob ich Ratschläge wünsche oder einfach nur jemanden zum Zuhören brauche?« 

Nimm dir einen Moment Zeit und überlege, ob es ein Thema gibt, das du gerne mit einem Familienmitglied besprechen würdest. Wie könntest du dies mithilfe der gewaltfreien Kommunikation ausdrücken?

Finde Selbstfürsorge-Praktiken für mehr Gelassenheit

Wenn die Feiertage für dich zeitlich sehr anspruchsvoll sind, könnten bei dir herausfordernde Emotionen oder das Gefühle von Überlastung aufkommen. Möglicherweise kennst du solche Empfindungen bereits aus deinem Alltag und hast wirksame Selbstfürsorge-Praktiken für dich gefunden. In diesem Fall versuche, deine Routinen während der Feiertage beizubehalten oder sie so anzupassen, dass du sie auch unter den veränderten Umständen praktizieren kannst. 

Lege dir am besten bereits vor den Feiertagen einige Optionen für Selbstfürsorge bereit. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kurzen Achtsamkeitsübung, einem entspannenden Bad oder einem kleinen Spaziergang, um den Kopf wieder frei zu bekommen? Nutze diese Auszeit für dich allein oder schlage deinen Familienmitgliedern vor, gemeinsam eine kleine Pause einzulegen, wenn du lieber in Gesellschaft bist. Möglicherweise freuen sie sich ja auch über die Idee einer kleinen Veränderung und haben nur selbst noch nicht dran gedacht.

@janascheiblekhedekar
Jana Scheible-Khedekar

Jana Scheible-Khedekar hat Psychologie (B.Sc.) und Soziologie (M.Sc.) studiert. Sie leitet Workshops und schreibt zu mentaler und emotionaler Gesundheit. Außerdem praktiziert Jana als körperorientierte Coach und unterrichtet Yoga und achtsamkeitsbasierte Meditation.


Quellen:

1Vgl. Nedra Glover Tawwab (2021): "Set Boundaries, Find Peace. A Guide to Reclaiming Yourself". Little, Brown Book Group: London.
2Vgl. Marshall B. Rosenberg (2015): "Nonviolent Communication. A Language of Life". Puddle Dancer Press.
 

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