
Eigentlich müsstest du deine ganze Energie in die Prüfungsvorbereitung investieren, aber du fühlst dich im Moment von deinen Emotionen überflutet. Es erscheint dir unmöglich, fokussiert zu lernen. Ausgerechnet in dieser ohnehin anstrengenden Zeit ist etwas passiert, das dich völlig aus der Bahn wirft. Du fühlst dich belastet, orientierungslos oder auch erschöpft und hast den Kopf wahrscheinlich voller Chaos. Die Prüfungen nahen allerdings ohne Rücksicht auf deine Situation und deinen seelischen Schmerz. Wie bewältigst du unter dieser zusätzlichen emotionalen Belastung bloß deine Prüfungen?
Vielleicht hast du einen wichtigen Anker in deinem Leben verloren – die Kündigung deines Nebenjobs erhalten, dein/e Partner/in hat sich getrennt oder du musst dich unerwartet von einem Familienmitglied verabschieden. Auch die Diagnose einer Erkrankung kann eine Lebenskrise auslösen. Du bist nun doppelt belastet und dein Alltag ist wahrscheinlich unterbrochen. Es geht dir im Moment nicht gut und es ist erst einmal wichtig, dies sanft anzuerkennen. Emotionales Stresserleben kann viele Stressreaktionen verursachen, die deine Energie mindert und zu Folgen, wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Appetit- oder Antriebslosigkeit führen. Eine Krise kann unterschiedliche Gestalt annehmen und sich für jeden anders anfühlen. Sie ist zwar eine individuelle Erfahrung, aber du bist mit deiner emotionalen Belastung während der Klausurenphase nicht allein.
Die Verarbeitung eines belastenden Ereignisses verläuft selten geradlinig und ist individuell verschieden. Es gibt dabei nicht den »richtig« Ablauf. Es wird Momente geben, in denen es leichter ist und andere, in denen du wieder mehr seelischen Schmerz, Verunsicherung oder Hoffnungslosigkeit erlebst. All die Emotionen, die gerade aufkommen, erfüllen eine Funktion. Versuche daher nicht, deine Gedanken und Gefühle wegzuwischen, sie zu kontrollieren oder zu unterdrücken, sondern offen und mit Mitgefühl wahrzunehmen, was im Moment aufkommt. Gib dir Zeit, die Situation, die du dir nicht gewünscht hast, mit Akzeptanz anzunehmen. Dich an die veränderte Lebenslage anzupassen und in einen neuen Alltag zu finden, ist ein Prozess, der Geduld erfordert. Es kann sein, dass sich deine Ziele und dein Lebensplan in Folge des Geschehenen verändern werden. Diese Zeit der Umorientierung geht oft mit Unsicherheit und auch Angst einher. Im Folgenden möchte ich dir ein paar Tipps geben, die dich in herausfordernden Situationen unterstützen können.
Erlaube dir selbst auch mal nicht stark zu sein und entlaste dich von dem Druck, jetzt funktionieren zu müssen. An manchen Tagen ist es völlig in Ordnung, einfach nur zu trauern und nichts zu machen, außer zu fühlen. Trauer ist eine legitime und normale Reaktion auf viele Ereignisse im Leben. Sei sanft und verständnisvoll mit dir.
Unter großer emotionaler Belastung ist es nicht leicht, Lernziele zu verfolgen. Formuliere daher realistische Vorhaben für deine Prüfungsphase. Wenn dich das Lernen entlastet und dir guttut, kannst du natürlich Lernphasen einlegen. Sei aber nachsichtig mit dir, wenn du dich blockiert fühlst. Es ist ebenso in Ordnung, dir jetzt Zeit für die Verarbeitung deiner privaten Situation zu geben. Es gibt keinen »richtigen« Weg durch diese Phase. Klausuren zu schieben, ist kein Versagen, sondern kann eine reife und weise Entscheidung sein. In diesem Beitrag findest du Informationen über die Möglichkeit eines Härtefallantrags.
Tipp 3: Nimm Unterstützung an!
Signalisiere Personen, denen du vertraust, dass du gerade Zuwendung brauchst und sprich über das, was dich belastet. Wende dich Menschen zu, die ein offenes Ohr für dich haben und wertschätzend mit dir umgehen. Gibt es eine Person in deiner Familie oder deinem Freundeskreis, mit der du dich verbunden fühlst? Professionelle Unterstützung bei der Verarbeitung des Erlebten findest du z. B. auch bei der psychosozialen Beratungsstelle deiner Hochschule, der Telefonseelsorge oder dem krisenchat.
Auch Selbstfürsorge, kann dir in dieser schwierigen Zeit helfen:
Niemand von uns ist gefeit vor schwierigen Lebenskrisen. Dich während der Prüfungsphase in einer solchen wiederzufinden und wenig leistungsfähig zu sein, bedeutet nicht, dass du schwach bist. Solche Tiefpunkte sind ein Zeichen unserer Menschlichkeit. Deine Situation ist momentan sicher nicht einfach und du siehst vielleicht noch nicht den Weg. Erinnere dich daran, dass es sich nicht für immer so anfühlen wird. Du wirst auch diese Phase meistern. Mit Geduld, Selbstmitgefühl und ggf. (professioneller) Unterstützung werden wieder neue optimistische Erwartungen an die Zukunft entstehen und auch das Lernen wird dir wieder leichter fallen.
Hier findest du weitere Beratungsangebote und Anlaufstellen, die dich in unterschiedlichen Krisensituationen unterstützen können. In diesem Beitrag erfährst du, was es mit Resilienz auf sich hat und wie sie dich für Krisen stärkt.
Sarah Baumann hat während ihres Studiums gemerkt, dass akademischer Stress und die Belastungen eines Studiums individuell und vielfältig sein können. Auf sozialen Medien ermutigt sie mit hilfreichen Tipps dazu, den Alltag im Studium zu entschleunigen.